Lebensspuren meines Vaters: Eine Rekonstruktion aus dem Holocaust

[Gebundene Ausgabe]

Daniel Hoffmann (Autor)

Buchbeschreibung

Auf der Grundlage von Aufzeichnungen, Erzählungen, Briefen, Dokumenten und Gesprächen erzählt ein Sohn die Geschichte seines jüdischen Vaters von den zwanziger Jahren bis ins Nachkriegsdeutschland. »Meine Aufzeichnungen sind lückenhaft. Ich kenne diese Lücken, kann sie aber nicht mehr ausreichend formulieren«, notierte Paul Hoffmann in hohem Alter. Diese Aufgabe hat sein Sohn für ihn übernommen, mit liebevoller Diskretion, äußerster Detailgenauigkeit und Sprachkraft: Paul Hoffmann, geboren 1921 als Sohn jüdischer Eltern, war 17, als ihm unmissverständlich klargemacht wurde, daß er in seiner Heimatstadt Iserlohn, in seinem Heimatland Deutschland unerwünscht ist und mit dem Schlimmsten rechnen muss. Sein Erwachsenwerden findet in Arbeitslagern statt, und die sind nur eine Vorstufe zur Deportation nach Auschwitz. Zwei Jahre überlebt er dort, obwohl die Lebenserwartung eines jüdischen Häftlings »ohne Funktion« nur maximal drei bis vier Monate beträgt. Dann wird er nach Buchenwald überstellt, wo ihn schließlich das Kriegsende rettet. Immer wieder hat der Vater dem Sohn von dieser Zeit erzählt, und darüber hinaus sind zahlreiche Briefe erhalten geblieben, die er aus dem Lager schmuggeln konnte und die an die ehemalige Haushälterin der Familie seiner in Auschwitz umgebrachten Verlobten gerichtet waren. Diese couragierte evangelische Frau ist ein Beispiel dafür, was an Humanität im Kleinen möglich war. Daniel Hoffmann hat aus dem disparaten Material eine tief berührende Geschichte geformt, die vom Menschsein im 20. Jahrhundert handelt. Paul Hoffmann starb am 11.2.2008.


Paul Hoffmann als Zeitzeuge Bielefelder Deportationen
Von Havemann Lutz am 23. November 2009:
«Lebensspuren meines Vaters: Eine Rekonstruktion aus dem Holocaust Auf der Grundlage von Aufzeichnungen, Briefen, Dokumenten und Gesprächen beschreibt Daniel Hoffmann detailgenau und schonungslos die Geschichte seines jüdischen Vaters Paul Hoffmann.
Die Erzählungen meines Vaters waren immer unzensiert. Sie hielten nichts von dem Grausamen zurück, das er am eigenen Leibe erfahren hatte oder an anderen hatte mit ansehen müssen [...] Neben der Selbstzensur fehlte seinen Erzählungen aber auch eine moralische Dimension. Sie waren keine Schule für Moralität oder ein moralisches Weltbild."
Das Buch ist der umfangreichste Augenzeugenbericht der Bielefelder Auschwitzdeportation vom 2.3.1943 und des Schicksals vieler Deportierter. Es enthält einmalige Dokumenten: Die 13 langen Briefe, die Paul Hoffmann illegal aus Auschwitz abgeschickt hat.
Daraus ist eine beeindruckende Biographie geworden, die der Leser [...] gar nicht mehr aus der Hand legen mag [...] So gelingt es Daniel Hoffmann trotz der zeitlichen Distanz, ein besonders klares Bild des Lebens im Vernichtungslager zu zeichnen. Es ist vor allem die Perspektive des Sohnes, der sich mit der Geschichte seines Vaters auseinandersetzt, die dem Leser so nahe geht. Daniel Hoffmann [...] ist mit »Lebensspuren meines Vaters« ein großartiges Geschichtsbuch gelungen, das seinem mutigen und unbeugsamen Vater ein literarisches Denkmal setzt." (Deutschlandradio, 2.4.2007)
Daniel Hoffmann [...] ist es auf beeindruckende Weise gelungen, das zu vollenden, was sein Vater aus eigener Kraft nicht (mehr) schaffen konnte. Beide haben der Erinnerungsliteratur der Juden in Bielefeld ein wesentliches Kapitel hinzugefügt." (Christina Wittler - Ravensberger Blätter - 2. Heft 2008)
Der 1921 in Iserlohn geborene Paul Hoffmann wurde im November 1939 zwangsweise in das jüdische Umschulungs- bzw. Arbeitslager Grüner Weg" in Paderborn eingewiesen. Im April 1940 kam er ins Lager Schloßhof" in Bielefeld. Am 2.3.1943 wurde er mit den anderen Gefangenen beider Lager von Bielefeld nach Auschwitz deportiert. Er überstand die Selektion, die Lagerzeit in Monowitz, den Krankenbau, den Todesmarsch am 18.1.1945, das KZ Buchenwald und das KZ Holzen. Auf einem Evakuierungsmarsch zum KZ Flossenbürg konnte Paul Hoffmann am 12.4.1945 fliehen. Er war bis 1986 Geschäftsführer bzw. Verwaltungsdirektor der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf und bis 1996 Geschäftsführer des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden Nordrhein. Am 11.2.2008 ist Paul Hoffmann in Düsseldorf gestorben.
Daniel Hoffmann, geboren 1959 in Bielefeld, Studium der Germanistik und Philosophie, Lehrtätigkeit in Heidelberg und Boston; seit 2002 außerplanmäßiger Professor für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.
Initiativkreis Deportationsausstellung Bielefeld e.V.»


Produktinformation
Gebundene Ausgabe: 272 Seiten
Verlag: Wallstein (5. März 2007)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3835301497
ISBN-13: 978-3835301498