- Juden in Schwerin
- Die Geschichte der Juden in Deutschland von Arno Herzig, Cay Rademacher
Jüdische Gemeinde Schwerin
Quelle: Zentralrat der Juden in Deutschland
Juden in Schwerin:
Im Mittelalter war das  wirtschaftsschwache Schwerin für jüdische Zuwanderer unattraktiv; die  Geschichte der jüdischen Gemeinde begann 1671 mit dem herzoglichen  Schutzbrief für den Tabakhändler Levin Saalman. Bereits 1694 wurde ein  Friedhof am Pfaffenteich eingerichtet, der 1717 auf das Schelffeld  verlegt wurde. Der Tabakhändler Michael Hinrichsen besaß lange ein  Monopol. Sein Sohn diente als Hoffaktor dem finanzschwachen Herzog Carl  Leopold. 1773 wurde der Bau einer Synagoge genehmigt, 1794 lebten 284  Juden in Schwerin. Antisemitische Ausfälle widerfuhren der Gemeinde  während der Hep-Hep-Unruhen 1819. Im 20. Jahrhundert nahm die Zahl der  Mitglieder von anfangs etwa 300 auf 151 im Jahre 1932 ab.
               Wurden 1933 in ganz Mecklenburg 1003 Einwohner jüdischen Glaubens  gezählt, so hatte sich die Zahl nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges  1947 auf 98 reduziert, wovon 18 in Schwerin lebten. 1946 wurde die  jüdische Landesgemeinde auf Initiative des Ingenieurs Hugo Mehler  wiederbelebt. Im folgenden Jahr erhielt die Gemeinde das Gebäude in der  Schlachterstraße zurück. Volksbildungsminister Gottfried Grünberg war  gegen eine Anerkennung als Körperschaft öffentlichen Rechts, da er die  Mitglieder der Gemeinde lediglich als Empfänger amerikanischer  Unterstützungsleistungen ansah. Er lenkte jedoch 1948 nach  Interventionen von Franz Dahlem, Kurt Bürger und Wilhelm Höcker ein. Im  gleichen Jahr erhielt die Landesgemeinde auf Befehl der SMAD ihre  Vermögenswerte und den zerstörten Schweriner Friedhof zurück. Dort  stand seit 1946 ein Gedenkstein, die Grabstätten konnten 1951 wieder  hergerichtet werden. Auf einen Wiederaufbau der in der  Reichskristallnacht zerstörten Synagoge wurde verzichtet, stattdessen  ein Betraum in den sanierten Gebäuden in der Schlachterstraße  eingerichtet und 1951 ein Gedenkstein an der Stelle des einstigen  Gotteshauses aufgestellt. Die Finanzierung der Gemeinde erfolgte nach  dem Krieg vor allem durch Spenden, später gab die DDR-Regierung Geld,  das hauptsächlich für den Erhalt jüdischer Einrichtungen aufgewendet  wurde. Mit den Jahren beschränkten sich die Gottesdienste der durch den  hohen Altersdurchschnitt weiter schrumpfenden Gemeinde auf wichtige  Feiertage sowie auf Gedenkveranstaltungen anlässlich der Jahrestage der  Pogromnacht oder der Auschwitzbefreiung. Um regelmäßig an  Gottesdiensten teilnehmen zu können, reisten Mitglieder auf  Gemeindekosten nach Berlin.
              Vorsitzender der Landesgemeinde war von 1948 bis 1956 Dr. Franz  Unikower, der im Zuge eines gegen ihn angestrengten Prozesses nach  West-Berlin floh. Danach hatte bis 1962 Hugo Mehler dieses Amt inne und  ab 1962 Alfred Scheidemann, der seine Hauptaufgabe in der Unterstützung  kranker und vereinsamter Gemeindemitglieder sowie der Organisation von  Ferienlagern für jüdische Kinder in der DDR sah und dessen Tod 1972  faktisch zur Auflösung der Landesgemeinde führte. Zwar übernahm  kurzzeitig Udo Abrahamson das Amt und danach bis 1975 Heinrich  Smiatkiewicz, bis 1980 gab es jedoch keinen neuen Leiter, so dass die  Landesgemeinde von Dresden aus mitverwaltet wurde. Jeweils 1980 und  1989 fanden sich mit Friedrich Broido und Thomas Barthel neue  Vorsitzende.
            Die Zahl der Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Schwerin wuchs nach der  politischen Wende 1989 auf nunmehr etwa 900 (Stand November 2005), die  sich fast ausschließlich aus Immigranten aus den Staaten der ehemaligen  Sowjetunion zusammensetzen. Sie ist damit eine der größten Gemeinden in  Ostdeutschland und wird von dem Rabbiner des Landes  Mecklenburg-Vorpommern, William Wolff, betreut. Im Dezember 2007 wurde  der Neubau einer Synagoge an historischer Stelle, im Hof  Schlachterstraße 3 und 5, wo die alte Synagoge bis 1938 165 Jahre  stand, beschlossen. Dafür stellte das Kultusministerium des Landes  600.000 Euro zur Verfügung, weiterhin beteiligen sich die Stadt, die  Gemeinde und ein Förderverein an den Kosten. Die Einweihung erfolgte am  3. Dezember 2008. Das neue etwa 15 mal 12 Meter große Gebäude bietet  etwa einhundert Menschen Platz.
Quelle: wikipedia